Route 3: Zum Ausgangspunkt der Via Podensis
Auf dieser Etappe wollen wir Le Puy-en-Velay erreichen. Le Puy-en-Velay ist der Ausgangspunkt des französischen Jakobsweges Via Podensis. Als einer der Ausgangspunkte zum Jakobsweg nach Santiago de Compostela und als Bistumssitz mit einer mehr als tausendjährigen Geschichte war die Stadt von jeher ein bedeutendes kulturelles Zentrum. Wegen ihrer eigentümlichen Lage in vulkanischer Landschaft ist sie ebenfalls ein bedeutendes Touristenziel.
Wir verabschieden uns von der alemannischen Brautradition mit einem kräftigen Craft-Bier vom Kraftpaule und tauchen ein in die romanische Weinkultur mit einem Côtes du Rhône, denn die Rhone werden wir auf dieser Etappe überqueren.
Zum Start des Via Podiensis tischt Dietmar ein traditionelles Pilgergericht auf, ein Aligot. Diesem vorausgegangen ist eine französische Zwiebelsuppe unter knusprigem, mit würzigem Käse überbackenen Weißbrot.
Aligot ist ein ursprünglich von Mönchen in den Klosterküchen zur Verköstigung durchreisender Pilgern entwickeltes und später bäuerliches Gericht aus Kartoffeln und Käse. Ursprünglich war der Aligot eine Speise aus Brühe und darin aufgelöstem Brot und Käse, die den Pilgern auf dem Weg nach Santiago de Compostela gereicht wurde. Erst seit dem 18. Jahrhundert, als sich der Kartoffelanbau in Europa durchzusetzen begann, wird er mit Kartoffeln zubereitet.

Blickfang der Stadt sind die Basaltkuppen (Puys), ehemalige Vulkanschlote.
Auf der einen dieser beiden Kuppen thront die Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe (heiliger Michael auf der Nadel). Bereits in römischer Zeit stand dort ein wahrscheinlich Merkur geweihter Tempel. Im 10. Jahrhundert wurde die erste christliche Kapelle errichtet, von der noch Reste existieren. Hundert Jahre später hat man um sie herum eine größere Kapelle gebaut. Der Einfluss iberisch-arabischer Kunst lässt sich wahrscheinlich aus der Verbindung zum Endpunkt der mittelalterlichen Wallfahrt in Santiago de Compostela erklären.


Auf dem benachbarten Vulkankegel, dem Rocher Corneille, steht die Statue der Notre–Dame de la France, 1860 in einer Größe von 16 Metern errichtet, aus dem Metall von 213 während des Krimkrieges bei Sewastopol erbeuteten Kanonen gegossen und heute rosa angemalt. An dessem Fuße liegt die Kathedrale von Le Puy-en-Velay, die zum UNESCO-Weltkulturerbe „Wege der Jakobspilger in Frankreich“ gehört.



Wir halten Ausschau nach geeigneten Zweirädern
Zeitweise ist auch der Einsatz von Motorrollern im Gespräch. Wegen der ungewissen Straßenverhältnisse und den langen Bergtouren, wird diese Idee aber rasch verworfen. Dietmar möchte umsatteln, Victor muss sich erst noch ausrüsten. Es sollen auf jeden Fall Chopper/Cruiser Modelle sein. Victor liebäugelt anfangs mit einer Honda Rebel.
Doch dann mischt sich das Schicksal ein. Er entdeckt auf dem Parkplatz vor dem Sportplatz eine Maschine, die der Honda Rebel ähnelt, und besieht sie sich näher. Dabei stellt er rasch fest: Nix Honda, Rebel. Suzuki, Savage.
Victor beschließt den Suchbegriff bei Ebay-Kleinanzeigen zu ändern. Nun tritt nach dem Zufall auch noch die Glücksfee auf den Plan. Er findet in Rust ein tolles Angebot, fackelt nicht lange und greift zu. Die Savage LS 650 von 1998 wurde liebevoll gepflegt, jährlich in der Werkstatt gewartet und nur bei Sonnenschein gefahren. Außerdem ähnelt sie ein ganz kleines bisschen der DKW, die er vor 50 Jahren gefahren hat.
Mit einer Träne im Knopfloch, trennt sich der Besitzer altershalber von seiner ins Herz geschlossenen Maschine. Der Kauf war verbunden mit einer nette Bekanntschaft und einem kurzweiligen Plausch bei Kaffee und Erdbeertorte.
Die „Susi“ oder „eLSe“, wie sie ihre Liebhaber nennen, hat sich auf der Überführungsfahrt durch den Schwarzwald dem neuen Besitzer gegenüber willig gezeigt. Was ihren Beiname „Savage“ anbelangt, so wollen wir hoffen, dass er sich vom Englischen „savage“ = „wild“ und nicht vom Franösichen „ça vagé“ ableitet, denn dies ließe sich übersetzen mit: „Es geht schief“.
Zwei Kerle – Zwei Motorräder
Victor ist ausgerüstet. Jetzt braucht nur Dietmar noch einen neuen „Ofen“.
