Ausfahrt 4: Spritztour zum Leuchtturm des Linzgaus
Weil wird gerade Lust hatten, das Wetter schön war und die Sonne noch bis spät am Abend am Himmel stand, stiegen wir auf unsere Maschinen und unternahmen eine kleine Rundreise durch den Linzgau. Motoradfahren bedeutet ja auch immer auf abgelegenen Landstraßen neue Landschaften zu erkunden, die man entlang der Bundesstraßen niemals zu Gesicht bekommt.
Wir fuhren über den Berg bei Bonndorf nach Schloss Hohenfels bei Kalkofen.


Dann weiter nach Herdwangen und Schwende.
In Beutenmühle tauchte zu unserer Überraschung „plötzlich“ eine kleine Straußenfarm auf.


Dass sich die Tiere genauso über uns zwei Oldtimer auf unseren Oldtimern wunderten, wie wir uns über sie, ist verständlich. Aber sie hätten uns deswegen nicht auszulachen brauchen.


Schließlich erreichten wir Hohenbodman. Dies war für Dietmar als gebürtiger Bodmaner ein historischer Moment. Zum ersten Mal im Leben betrat er die Herkunftsstätte der heute gräflichen Familie von Bodman am Bodensee, obwohl dieser Ort keine 30 Km oder 30 Minuten Fahrzeit von seinem Geburtsort entfernt liegt.
Hohenbodman kann mit zwei Attraktionen aufwarten, einem stattlichen Aussichtsturm und einer Jahrhunderte alten Linde.




Der weiß getünchte weithin sichtbare Turm ist der Rest einer Burg, die im 30jährigen Krieg zerstört wurde. Mit stolzen 37 Metern Höhe, einem Umfang von 28,2 Metern im Untergeschoß und einer Mauerstärke von etwa 3 Meter prägt er die Landschaft des Linzgaus.
Wer den Aufstieg über die 138 Stufen, oder sind es 141, auf die Plattform nicht scheut, wird mit einen einmaligen Blick über das Salemertal, den Bodensee bis hin zu den Alpen belohnt. Ein „intelligentes“ Aussichtsfernrohr bringt die Gipfel nicht nur näher, beim Blick durch die Linse werden auch die Namen der jeweiligen Berge eingeblendet. Und das Besondere daran – den Durchblick gibt es kostenlos.


Der Turm, von einigen „Leuchtturm des Linzgaus“ von anderen „Mehlsack“ genannt, gehörte zu einer Burg, die Ende des 11. Jahrhunderts von den Herren von Bodman erbaut wurde und ihnen als Stammburg diente. Nach der Belehnung mit der Kaiserpfalz auf dem Bodanrück und auch wegen der Streitigkeiten mit dem Kloster Salem verkauften sie die Burg an das Hochstift Konstanz. Später wurde sie zwischen 1479 und 1481 renoviert und ging 1507 in den Besitz des Vogts der Reichsstadt Überlingen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg durch den protestantischen Truppenführer Konrad Widerholt schließlich total zerstört, damit sich die katholischen, respektive Habsburger Truppen nicht darin verschanzen konnten. Nur der damalige Burgfried, der heutige Aussichtsturm, blieb erhalten.
Bis 1971 blieb der Bergfried im Besitz der Stadt Überlingen, ehe er für symbolische 661 DM der Gemeinde Owingen übergeben wurde, die den Turm aufwändig und kostenintensiv sanierte und ihn zu einem beliebten Ausflugsziel werden ließen.
Die Hohenbodmaner Linde, auch tausendjährige Linde genannt, ist nach verschiedenen Schätzungen 400 bis 1000 Jahre alt und seit dem 25. Juli 1939 durch den Landkreis Überlingen auf der Liste der Naturdenkmäler aufgeführt. Der Baum ist ungefähr elf Meter hoch und hat einen Stammumfang von zehn Metern, er ist damit einer der umfangstärksten Bäume in Deutschland. Über den Zustand der Linde, die sich im Eigentum der Gemeinde befindet, wurden in den Jahren 1982, 2001, 2004 und 2010 Gutachten erstellt. Pflegemaßnahmen fanden in den Jahren 1983, 1994 und 2010 statt.
Der mündlichen Überlieferung zufolge wurde die Linde von den Herren von Bodman gepflanzt. Sie waren bis 1282 am Ort ansässig und werden mit der Linde in Verbindung gebracht, weil ihr Wappen drei Lindenblätter enthält. Wenn dem so wäre, müsste die Linde also mindestens 720 Jahre alt sein.
Von Hohenbodman führte uns der Weg über Owingen, Billafingen, Seelfingen wieder zurück über den Berg bei Bonndorf und die Bergstraße hinunter nach Ludwigshafen.
Ende einer erlebnisreichen Abendtour im Linzgau.